21. Juli 2014

16. Sonntag
im Jahreskreis

Lesejahr B

Worunter leidet die Gemeinschaft der Gläubigen? Oft unter dem Mangel an Autoritätspersonen, die sie auf den Wegen des Evangeliums führen.

SCHAFE OHNE HIRTE

Worunter leidet die Gemeinschaft der Gläubigen? Oft unter dem Fehlen von Autoritätspersonen, die sie auf den Wegen des Evangeliums führen. Jesus selbst hat Mitleid mit den Menschen, die ihm folgen, weil sie „Schafe ohne Hirten“ sind, d.h. sich selbst überlassen. Schon Micha sah zu seiner Zeit die Israeliten ohne Führer und ohne Weide in den Bergen umherirren (vgl. 1 Könige 22,17). Ausgehend von der heutigen Lesung wollen wir also drei Eigenschaften skizzieren, die diejenigen kennzeichnen müssen, die in der gläubigen Gemeinschaft eine Führungsrolle übernehmen.
König David galt als vorbildlicher Herrscher, und doch war seine Herrschaft nicht frei von Zweideutigkeiten. Gegen Ende seiner Regierungszeit gerät er in Versuchung, eine Volkszählung durchzuführen (vgl. 2 Sam 24). Eine große Gemeinschaft ist sicherlich eine Quelle des Stolzes für diejenigen, die sie führen. Dafür wird David von Gott mit einer Plage bestraft, die bis zu siebzigtausend Einwohner von Dan bis Beerscheba tötet. Was bedeutet das? Ganz einfach: Menschen sind keine Zahlen. Wer eine Führungsrolle innehat, darf Menschen nicht zählen, sondern muss sie zählen lassen. Inwiefern? Indem sie sie für das, was sie sind, wertschätzen und ihre Talente zum Wohl nicht nur des Einzelnen, sondern auch der Gemeinschaft fördern.
Vor David war Mose der Führer schlechthin. 40 Jahre lang führte er das Volk in das verheißene Land. Aber er machte einen Fehler, wie wir in Nm 20 lesen. Gott hatte ihm gesagt, wenn er Wasser für das Volk haben wolle, müsse er „zum Felsen sprechen“. Das ist ein seltsamer Befehl, so sehr, dass er meint, er müsse mit dem Stab auf den Felsen schlagen, und sofort kommt das Wasser heraus. Dafür wird er bestraft: Er wird das heilige Land nicht betreten. Wie kommt das? Auch hier ist die Rede einfach: Der Fels steht für Israel, ein hartes und widerspenstiges Volk, rebellisch und starrsinnig. Mit diesem Volk muss gesprochen werden, d. h. der geduldige Dialog muss vorgezogen werden. Stattdessen wählt Mose den Weg des Autoritarismus und schlägt deshalb den Felsen (Israel) mit dem Stab (Symbol der Autorität). Der Führer muss immer daran denken, dass das Volk Gott gehört und dass die Ausübung von Autorität jede Form von Machtmissbrauch ausschließt.
Die dritte Qualität zeigt Mose immer noch, aber am Ende seiner Amtszeit. Er hat ein Anliegen: Er bittet den Herrn um Führung für das Volk (vgl. Nm 27,16-17). Dann sorgt er sich um die Nachfolge seines Nachfolgers (vgl. Nm 27,17), bis hin zur Übergabe der Zügel an ihn durch ein Segenszeichen (Nm 27,23). Mose stellt sich dem Nachfolger nicht in den Weg, für Mose hat das Volk absoluten Vorrang.
Als bildliche Referenz nehmen wir Moses, der das Wasser aus dem Felsen bringt, von Bernardino Luini, einem lombardischen Renaissance-Maler. Das Fresko, das nach den Ereignissen des Risorgimento in der Brera aufbewahrt wird, ist äußerst delikat. Das Gesicht von Moses sieht aus wie das Gesicht von Christus. Eine Übertragung, die bekanntlich dem Evangelisten Matthäus zu verdanken ist. Luther geht in diesem Zusammenhang so weit zu behaupten, dass Jesus der Mosissimus Moyses, der Moses schlechthin, war, die höchste Ikone derer, die in der Geschichte dazu berufen sind, das heilige Volk Gottes zu führen.

Kommentar von d. Sandro Carotta, osb
Abbazia di Praglia (Italien)

Übersetzung von fr. Daniel Tibi, 
Abtei Kornelimünster

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