Maria ist die Gläubige, die sich der Ereignisse, in die sie verwickelt ist, sehr wohl bewusst ist und sich dennoch niemals dem Wort Gottes entzieht, das sie sogar durch arme Hirten erreicht. Hier ist sie dann darauf bedacht, zu meditieren und das Gesehene und Gehörte zu bewahren. Es gibt eine schö-ne Stelle von Jean-Paul Sartre, auf der die Beziehung zwischen Maria und dem Kind beschrieben wird: Maria schaut den Menschensohn lange an und denkt: Dieser Gott ist mein Sohn. Dieses göttli-che Fleisch ist mein Fleisch. Er ist aus mir gemacht, er hat meine Augen und diese Form seines Mundes ist die Form von mir. Er ähnelt mir. Er ist Gott und er sieht aus wie ich. Maria, die zwischen Erstaunen und Ehrfurcht schwankt, erkennt, dass Jesus Mensch und Gott ist. Die Betrachtung des Geheimnisses bedeutet, diejenige zu erkennen, die den Sohn Gottes im Fleisch hervorgebracht hat und damit eine neue Erneuerung der Welt einleitet. Wenn jede Generation von oben, von Gott, kommt (Joh 1,13), dann ist es auch wahr, dass Gott heute seine Kirche mit sich selbst verbindet, wie er es mit Maria tat, um sie zu einer fruchtbaren Mutter zu machen. Wie jede Zeugung findet auch die Zeugung im Geist unter Schmerzen statt; es gibt keine wahre Geburt ohne Wehen. Als Christen, die auf Maria blicken, müssen wir lernen, den Schmerz in diesem Horizont des Glaubens zu ertragen, der so zu einem Horizont des Lebens wird.

Commentary by b. Sandro Carotta, osb
Abbazia di Santa Maria – Praglia (Italia)

Übersetzung von fr. Daniel Tibi, Abtei Kornelimünster