14. Juli 2014
15. Sonntag
im Jahreskreis
Lesejahr B
Um Christus herum ist die ganze Geschichte, die im Buch Gottes geschrieben steht, gebunden, und so bekommen alle unsere Worte, alle unsere Taten eine Richtung und ein Ziel.
An diesem Sonntag wird unsere Aufmerksamkeit auf einen paulinischen Text von großer theologischer Tiefe gelenkt: Epheser 1,3-14. Darin ermahnt Paulus die Christen, Gott für sein in Jesus Christus vollbrachtes Erlösungswerk zu preisen. Der erste Grund für den Lobpreis ist die Erwählung. Wenn Paulus von Erwählung spricht, will er betonen, dass Gott den ersten Schritt auf den Menschen zu getan hat, indem er ihn vom Unglauben zum Glauben, von der Finsternis zum Licht geführt hat. Diese Erwählung geschieht in seinem Wohlgefallen (eudokia), das heißt in seinem liebenden guten Willen. Der zweite Grund ist die Prädestination zu Adoptivkindern. Jesus hat eine neue Beziehung zwischen Gott und Mensch ermöglicht: Gott ist Vater und wir sind seine Kinder. Das dritte Motiv des Lobpreises ist die Erlösung, die Befreiung von Sünde und Tod; eine Befreiung, die den Eintritt in das göttliche Leben ermöglicht hat. Die Offenbarung des Geheimnisses ist das vierte Motiv für den Lobpreis. Hier meint Paulus den gnädigen Willen Gottes, dessen Umsetzung Jesus anvertraut wurde. Die Gläubigen werden so zu Erben Gottes. Der sechste ist die Gabe des Heiligen Geistes, ein Unterpfand in der Gegenwart für das zukünftige Erbe. Der letzte Segen ist in einem Wort zusammengefasst: Lobpreis, in dem die sechs vorangegangenen Etappen zusammengefasst sind, wobei die Initiative dem Vater, die Verwirklichung Jesus und das Siegel dem Geist zugeschrieben wird. Ein Wort verdient den Ausdruck: „Für die Regierung der Fülle der Zeit: um alles, was im Himmel und was auf Erden ist, zu Christus, dem einen Haupt, zurückzuführen“ (Eph 1,10). Anekephalaiosasthai tà panta en to Christo (alles zu Christus zurückführen/rekapitulieren). Wir haben hier einen Hinweis auf den Stab (kephalaion), an dem in der Antike der Kodex, das Pergament, gerollt wurde. Wie um zu sagen: Um Christus/den Stab herum ist die ganze Geschichte aufgerollt, die im Buch Gottes geschrieben steht, und auf diese Weise erhalten alle unsere Worte, alle unsere Handlungen eine Orientierung und einen Sinn. Als Ikone für diese Seite der Offenbarung verweisen wir auf den Christus als Erlöser, der in der Minerva-Kirche in Rom aufbewahrt wird. Michelangelo weist darauf hin, dass die Erlösung durch das Leiden Christi zustande kam. Hier sind also die Zeichen des Kreuzes, der Rute und des Schwamms zu sehen. Christus wird als typischer griechischer Held dargestellt, mächtig und stark, stolz und siegreich, ästhetisch schön, um zu sagen, wie die Gnade die Ausstrahlung des pulchritudo Dei ist.
Kommentar von d. Sandro Carotta, osb
Abbazia di Praglia (Italien)
Übersetzung von fr. Daniel Tibi,
Abtei Kornelimünster