24. März 2024
Palmsonntag
Jahr B
Jesus hat die Passion aus Liebe zu den Menschen freiwillig auf sich genommen.
DER LEIDENSCHAFT FOLGEN
In der Passionsgeschichte offenbart Markus, wer Jesus ist, in radikaler Hingabe an den Vater und an die Menschen. Eine totale Radikalität (Jesus hat alles gegeben), universell (er hat sich für alle hingegeben) und hartnäckig (nichts hat ihn entmutigt). Was können wir daraus ableiten? Zunächst einmal, dass es nicht der Verrat war, der Jesus ans Kreuz brachte, auch nicht die Machtspiele und schon gar nicht das Schicksal. Jesus starb aufgrund seiner Überzeugung, er starb aus Liebe zu den Menschen und im Gehorsam gegenüber Gott. Es muss auch gesagt werden, dass Jesus die Passion freiwillig auf sich genommen hat, er hat sie nicht erlitten oder erduldet, und er wurde von nieman-dem dazu gezwungen. Er hat diesen paradoxen und schwierigen Weg aus Liebe, sagen wir noch einmal, zu den Menschen gewählt. Aber das ist noch nicht alles. In der Passion offenbarte er, wie Gottes rettende Kraft in völliger Schwäche wirkt. Natürlich besiegelte sein Tod für die Ungläubi-gen ein Scheitern, eine Niederlage und, wenn man so will, eine schallende Ablehnung. Doch die göttliche Logik unterscheidet sich von der menschlichen: Während die Menschen Jesus für einen Hochstapler und falschen Messias hielten, erkannte sich Gott in ihm wieder und ließ ihn auferste-hen. Wenn Gottes Wort uns an diesem Tag versammelt, um feierlich der Passion nach dem Evan-gelisten Markus zu lauschen, dann um jeden von uns auf den Weg der Selbsthingabe und nicht auf den Weg der Selbsterhaltung zu führen. Es ist offensichtlich, dass alle Formen von Triumphalis-mus, Macht und Arroganz ein Vergessen des Gedächtnisses darstellen. Die Bildikone für diesen Sonntag, der den Beginn der Heiligen Woche markiert, stammt von Pietro Lorenzetti, der 1320 für die Untere Basilika von Assisi einen feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem malte. Die Menschen-menge, die ihn mit Jubel begrüßt, wird dieselbe sein, die seinen Tod am Kreuz fordert. Doch Jesus erfüllt sein Angebot auf königliche Weise.
Kommentar von d. Sandro Carotta, osb
Abbazia di Praglia (Italien)
Übersetzung von fr. Daniel Tibi,
Abtei Kornelimünster