21. Januar 2024
Dritter Sonntag
im Jahreskreis
Jahr B
Bekehrung bedeutet, den falschen Weg zu verlassen, um den Weg der Begegnung mit Gott einzu-schlagen.
UMKEHR
Das verbindende Thema dieses dritten Sonntags im Jahreskreis ist das der Umkehr. Die erste Le-sung, die dem Buch Jonaentnommen ist, erzählt von einer dreifachen Umkehr (teschuwah): zunächst von dem Propheten,, der nach seiner anfänglichen Ablehnung zu Gott zurückkehrt; von den Niniviten, die in vorbildli-cher Weise zum Herrn zurückkehren, vom Kleinsten bis zum Größten (sogar die Tiere fasten und tun Buße); von Gott selbst, der angesichts der großzügigen Antwort der Niniviten seinen Zorn auf-gibt und ihn in Barmherzigkeit verwandelt. Das heutige Evangelium spricht auch von der Umkehr (metanoia). Das Reich Gottes ist dank Jesus gekommen, und es ist ein kostenloses Geschenk. Sein Eintritt ist jedoch denen vorbehalten, die es freiwillig annehmen. Bekehrung bedeutet also, sich Christus zuzuwenden und hinter ihm und mit ihm einen Weg der Nachfolge zu beginnen. Aber was verstehen wir unter „Bekehrung“? Für die jüdischen Männer sind „konvertieren“ und „zurückkehren“ in einem einzigen Begriff zu-sammengefasst: schub. Bekehrung ist also nicht nur Buße. Sie impliziert zwar das Verlassen des falschen Weges, aber die endgültige Landung, so könnte man sagen, ist die Begegnung mit Gott. Für den mens evangelica hingegen finden wir das griechische Verb metanoéo („sich bekehren“), von dem wir das Substantiv metanoia („Umkehr“) ableiten. Metanoia bedeutet nicht nur eine Rich-tungsänderung im Leben, sondern auch die Übernahme einer neuen Werteskala, eine echte Umge-staltung unserer Denk- und Lebensweise. Manchmal kommt es vor, dass wir die Richtung ändern, aber die alte Denkweise von vorher beibehalten. Vielleicht ist das auch der Grund, warum der hei-lige Benedikt in seiner Regel sagt, dass es nicht ausreicht, dass der Mönch mit dem Eintritt ins Kloster alles verlassen hat, sondern dass er das Evangelium als Lebensnorm annehmen muss. Als bildliche Ikone zu unserem Thema verweisen wir auf den Jona, den Michelangelo 1511-1512 in zehn Tagen Arbeit malte und der im Sixtinischen Gewölbe über dem Jüngsten Gericht hing. Es ist ein imposanter Jona, der mit einem allzu barmherzigen Gott ringt. Michelangelos Genie sieht darin eine Prophezeiung auf den toten und auferstandenen Christus.
Kommentar von d. Sandro Carotta, osb
Abbazia di Praglia (Italien)
Übersetzung von fr. Daniel Tibi,
Abtei Kornelimünster