22. Januar 2023
Dritter Sonntag im Jahreskreis
Jahr A
Nur wenn man mit Jesus zusammen ist, lernt man Gott kennen; nur wenn man auf sein Wort hört, bekommt man eine neue Sicht auf die Welt.
Die heutige Lesung stellt die Anfänge der Verkündigung Jesu und die Berufung der ersten Jünger vor. Erleuchtet von Christus, dem Licht der Heiden, ist die christliche Gemeinschaft eingeladen, ein glaubwürdiges Zeugnis für das Evangelium abzulegen. Fraktionen und Spaltungen innerhalb der Kirche würden das Kreuz Christi, die einzige Grundlage des Heils und der Einheit unter allen Ge-tauften, zunichtemachen. Eine christliche Gemeinschaft auf eine Ansammlung von Gruppen zu re-duzieren, die von verschiedenen Leitern beherrscht werden, bedeutet, den Leib Christi auf einen Körper mit gebrochenen Knochen zu reduzieren. Die Neuheit des Reiches Gottes, die Jesus ver-kpndet, impliziert die Dringlichkeit der Bekehrung, die nicht nur eine moralische Änderung des Le-bens ist. Die Bekehrung zum Evangelium hat eine theologische Bedeutung. Was der Mensch ändern muss, ist sein Bild von Gott. Jesus wird, ausgehend von der Bergpredigt, in der Tat ein neues Ge-sicht Gottes offenbaren. Was also diese Veränderung möglich macht, ist die Nachfolge Jesu. Nur wenn man bei ihm ist, lernt man Gott kennen; nur wenn man auf sein Wort hört, bekommt man eine neue Sicht auf die Welt. Diejenigen, die Jesus dann treu folgen, werden von ihm in die Geheimnisse des Reiches Gottes eingeführt. Vergessen wir nicht, dass die Bindung an Christus den Jünger nicht von den Menschen trennt. Im Gegenteil, Jesus sagt zu ihnen: „Ich will euch zu Menschenfischern machen“ (Mt 4,19). Wenn es wahr ist, dass einen Fisch zu fangen bedeutet, ihn zum Sterben zu bringen, bedeutet einen Menschen zu fischen, das heißt, ihn von dem zu befreien, was ihn zum Ge-fangenen des Bösen und der Sünde macht, mit einem Wort, ihn zum Leben zu bringen. Das ist die Aufgabe der Jünger: den Menschen zum Leben zu verhelfen, indem sie ihm Hoffnung geben.
Commentary by b. Sandro Carotta, osb Abbazia di Santa Maria – Praglia (Italia)
Übersetzung von fr. Daniel Tibi, Abtei Kornelimünster